Hammerschmiede Gottrazhofen

Argenbühler Schmiedekunst

Dumpfes Hämmern dröhnt in den Ohren. Die Wände und das Ganze Interieur des Raumes sind pechschwarz vom Ruß aus der Esse. Es dauert einige Zeit, bis sich das Auge des Besuchers an die schwachen Lichtverhältnisse gewöhnt hat.

Doch dann bietet sich ein bemerkenswertes Bild: eine Schmiedewerkstatt, der anzusehen ist, dass sie mehrere Jahrhunderte überlebt hat. Jahrhunderte, die der Hammerschmiede in Gottratzhofen ihren unvergleichlichen Stempel aufgedrückt haben.

Hammerschmiede Gottrazhofen in Aktion

Argenbühler Wasserkraft

Wasserkraft ist in der Gottrazhofener Hammerschmiede ein zentraler Punkt. Stürzt doch das Wasser des Tobelbachs - ein Ausläufer des Beurener Badsees - neun Meter in die Tiefe und durch läuft mit ungeheuer hohem Druck die schmiedeeigene Turbine. Selbst bei niedrigerem Wasserstand reicht die Kraft aus, um die Transmissionswellen (Antriebswellen für Treibriemen) in die Werkstatt in Bewegung zu setzen. Diese wiederum übertragen die Energie auf die Maschinen, die Schmied Anton Netzer für sein Tageswerk benötigt: zwei Federhämmer - monströse Schmiedeapparate -, die Bohrmaschine, Exzenter- und Hydraulikpresse sowie Säge und Bandschleifer.

Dennoch: Nicht erst seit Anton Netzer wird die umweltfreundliche Energiequelle Wasser genutzt. Bereits der Großvater des Allgäuers hatte im Jahre 1918 die Turbine - die heute noch ihre Dienste tut - in Betrieb genommen. Und in den Jahren, respektive Jahrhunderten zuvor wurde die Gewalt des Wassers durch drei Wasserräder "urbar" gemacht. Dies sei zumindest seit 1870 - und wohl auch schon seit der Gründung des Betriebs im Jahre 1902 - so gewesen, erläuterte Netzer, denn seit jenen Tagen ist die Hammerschmiede nachweislich in Familienbesitz.
An der Ausstattung der Werkstatt hat sich über die Jahrhunderte nur wenig geändert. Gewiss: Federhämmer und Lufthammer sowie Bohrmaschine und Bandschleifer waren zu Gründungszeiten nie und nimmer Standard.

Trotzdem legt der Kunst- und Waffenschmied Wert darauf, dass technische Neuerungen nur in geringem Maße über das biblische Alter der Schmiede hinwegtäuschen. Und so lässt manches landwirtschaftliche Werkzeug auch heute noch die Tradition erkennen, die im 17., 18. und 19. Jahrhundert der Zunft der Schmiede eigen war. Die vierte Generation des Netzers lebt derweil heute von Kunstschmiedearbeiten wie Treppen-, und Balkongeländer, Tore oder Fenstergriffe. Aber auch alte Blankwaffen bilden eine lukrative Einnahmequelle. So sind Hellebarden, Schwerter, Säbel, Dolche oder Äxte seit 40 Jahren die handwerkliche Leidenschaft des Gottrazhofener Waffenschmiedes. Nach Originalvorlage oder Zeichnung formt Anton Netzer auf seinem Amboss den glühenden Federstahl der historischen Hieb- und Stichwaffen. Da ist es selbstverständlich, dass - da einer der Letzten seiner Zunft - die Kundschaft aus ganz Deutschland anreist, um dem Meister über die Schulter schauen zu dürfen.

Weitere Sehenswürdigkeiten finden Sie hier

Hammerschmiede Gottrazhofen

Anton Netzer
Gottrazhofen 4
88260 Argenbühl
Ortsteil: Christazhofen
Telefon:
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Öffnungszeiten

Besichtigung nach Absprache.